Brennesseln, wer hätte das gedacht, dass ich das jemals freiwillig pflücken und essen würde.
Wer mag sich nicht erinnern, sich als Kind an den Nesseln kleine „Brandwunden“ zu holen. Seit da machte ich eigentlich einen grossen Bogen um die Brennesseln.
Ok, als Tee oder in Teemischungen konnte man das ja noch akzeptieren. Ach ja, Brennessel-Haarwasser ging auch…für den Glanz.
Diese schnöde Verachtung hat diese Super-Superfood-Pflanze nicht verdient, denn sie enthält ca. 7x mehr Vitamin C als Zitrone, 40% mehr Eiweiss als die Sojabohne, 2x mehr Eisen als Spinat und 5x mehr Kalzium als Milch.
Zudem enthalten die Brennnesselblätter auch die Vitamine B und K, die Mineralstoffe, Kalium, Magnesium und Beta-Carotin, ätherische Öle, organische Säuren und Kieselsäure.
Dieses vielseitig verwendbare Kraut, wird zu unrecht als Unkraut bezeichnet. Auch Schmetterlinge 🦋 schätzen die Brennnessel so sehr, dass sie auf den Rückseiten der Blätter gerne ihre Eier platzieren. Die Raupen geniessen den kraftvollen Snack sehr.
Zum Pflücken nimmt man am besten Leder-Gartenhandschuhe, oder eine Spaghetti-Zange und Schere. Oder, wer mutig ist, streicht von unten nach oben mit der Hand den Stiel herauf und knipst dann den Stängel ab.
Das in den Stacheln enthaltene Gift ist übrigens gesund. Um die Haare der Brennnesseln zu brechen, kann einfach mit einem Nudelholz über die Pflanzen gewalzt werden, oder die im Stoffsäckchen gesammelten Pflanzen, samt Säckchen mehrmals an einen Baumstamm schlagen.
Zum folgenden Rezept hab ich mich durch ein Live-Video auf Facebook von Francesca Bonicollini in der Gruppe “Authentically Italian Food & Recipes” inspirieren lassen. Francesca nennt ihre frittierten Zucchini Bällchen “ Fritelle di Zucchine”. Sie macht diese mit Basilikum und Pecorino Käse.
Ich wollte jedoch meinen heute gesammelten Brennesseln verwerten. Diese hab ich gut gewaschen und in einem Küchentisch getrocknet.
Brennessel–Zucchini-Wölkchen
2 mittelgroße Zucchini
150 g Parmesan (oder harter Bergkäse)
3 Eier, getrennt
4 Handvoll Brenesselblätter
3 EL Mehl
Sonnenblumenöl zum frittieren
Kräutersalz, Pfeffer, 1 Prise Cayenne, 2 Prisen Muskat, frisch gerieben
1. Zucchini an einer groben Rösti-Raffel reiben, mit Kräutersalz grosszügig würzen, kurz durchkneten und in ein Sieb geben und das Sieb über eine Schüssel hängen. Mind. 1 Stunde, besser 3 Stunden “schwitzen” lassen.
2. Zucchini gut ausdrücken und in eine Schüssel geben. Mit Eigelb, frisch geriebenem Käse, den fein grob gehackten Brennnesselblättern mischen.
3. Mit Cayenne, Muskat und frisch gemahlenem Pfeffer würzen
4. Mehl darüber streuen und vermischen
5. Eiweiße steif schlagen
6. Eine Pfanne ca. 4-5 cm hoch mit Sonnenblumenöl befühlen und erhitzen.
7. So bald das Öl heiss ist, das steife Eiweiss unter die Zucchini-Brennnessel-Mischung geben und vorsichtig unterziehen.
8. Jetzt mit einem Esslöffel kleine Nocken portionieren und in das heiße Fett geben. Achtung, es könnte eventuell spritzen. Besser ist es nur 4-5 Nocken/Wölkchen auf einmal zu frittieren.

9. Die Wölkchen nach ca. 2-3 Min. drehen (sobald sie unten leicht golden braun sind). Ist auch die zweite Seite golden, die Wölkchen mit einer Schaumkelle aus dem Fett heben, abtropfen lassen und auf Küchenpapier geben, um überschüssiges Fett aufzufangen.
10. Die fertig frittierten Wölkchen in eine Ofenfeste Schüssel geben und im 50°C heissen Ofen warm halten, bis der Rest frittiert ist.
Wölkchen mit einem Salat servieren.

Hoffmann, Dr. Heinrich (1809-1894)
Brennessel, verkanntes Kräutlein
Brennessel, verkanntes Kräutlein, Dich muß ich preisen,
Dein herrlich Grün in bester Form baut Eisen,
Kalk, Kali, Phosphor, alle hohen Werte,
Entsprießend aus dem Schoß der Mutter Erde,
Nach ihnen nur brauchst Du Dich hinzubücken,
Die Sprossen für des Leibes Wohl zu pflücken,
Als Saft, Gemüse oder Tee sie zu genießen,
Das, was umsonst gedeiht in Wald, auf Pfad und Wiesen,
Selbst in noch dürft´ger Großstadt nahe Dir am Wegesrande,
Nimms hin, was rein und unverfälscht die gütige Natur
Dir heilsam liebend schenkt auf ihrer Segensspur!
Buon Appetito!
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