Wenn ich an Waldmeister denke kommt mir automatisch der giftgrüne Wackelpudding in den Sinn, denn es früher ab und an bei uns gab. Diesen Pudding mussten wir eigens in Deutschland einkaufen, denn bei uns gab es damals das „grüne Giftzeugs“ noch gar nicht.
Auch durfte ich bei einem Besuch in Berlin eine Weisse mit Schuss, also Weissbier mit Waldmeister Sirup, probieren. Dieser war auch giftgrün und schmeckte für mich seifig. Dann doch lieber nur Weissbier ohne Schuss.
Erst später lernte ich, dass es sich bei Waldmeister um ein ganz feines Kräutchen handelt und dass ein selbstgemachter Sirup aus Waldmeister durchaus nicht giftgrün wird. Da wurde wohl beim Pudding und beim Sirup kräftig mit Lebensmittelfarbe nachgeholfen.
Nun was hat es denn mit Waldpurgis auf sich. Hier wurde ein ursprünglich Keltisches Fest, Beltane, verchristianisiert. Ursprünglich wurde dieses alt–nord-europäische Fest wohl bei der Sonnenwende also um den 21. März herum gefeiert, um die wärmere Zeit und den Neubeginn allen Lebens zu feiern. Dabei wurden Freudenfeuer auf den Höhen angezündet und mit Räucherungen, exstatischen Tänzen und Opfergaben ehrte man die Götter und die Ahnen. Man meinte das speziell in jener Nacht der Übergang von dem hier und jetzt zur Anderswelt (die Welt der Toten und Götter) sich vermischten. Auch wurden an Beltane oft neue Verbindungen eingegangen, Fruchtbarkeitsrituale vollzogen und Paare sprangen gemeinsam über das Feuer um ihre Partnerschaft zu stärken.
Dies alles wurde im Mittelalter und auch später noch von den Christen als Hexenzeugs verteufelt. Kräuterkundige, alte Frauen spielten beim Räuchern und den Zeremonien oft eine wichtige Rolle. So reinigten sie mit einem Reisigbesen magische Plätze und grenzten diese mit Weidenruten zum Schutz ein.
Die heilige Walpurga war eine englische Äbtissin, deren Heiligsprechung am 1. Mai stattfand. An den Tagen um den 1. Mai – den Walpurgatagen wurden und werden auch heute noch die Glocken gegen das Böse geläutet. Aus Beltane wurde schliesslich die Walpurgisnacht und vielerorts wird dies mit einem Tanz in den Mai (am 30. April auf den 1. Mai) um den Maibaum gefeiert.
Auch da lernen sich heuer noch viele Paare kennen ;)…und es wird wohl auch da nicht alles ganz koscher zu und her gehen….
Doch auf dem Bocksberg wird Walpurgis noch mit viel Tamtam von Schamanen, Druiden, vermeintlichen Hexen etc. gefeiert. Im stillen oft einfach um ein kleines Räuerwerk, ein Feuer im Garten wohl auch von der einen oder anderen Kräuterfrau…..
Was oft an diesen Tagen jedoch getrunken wird, ist Waldmeister Sirup und Bowle.
Ich wollte ja diese Jahr mit dem berühmten Schweizer Chrüteroski, Oskar Marti, auf eine Kräuterwanderung gehen, die leider nun wegen Corona abgesagt wurde. Ich habe mir im Vorfeld das Buch “ Schweizer Naturküche“ von Oskar Marti und Winfried Heinze gekauft. Dieses gibt nicht nur ein kurzes Wildkräuter Portrait, Tipps und Tricks zum Sammeln, sondern auch viele seiner liebsten Rezepte.Wunderbar Fotorgrafiert von Winfried Heinze
An Walpurgis wird oft die Maibowle getrunken, die ja auch mit Waldmeister hergestellt wird. Diesen habe ich wie vom Chrüteroski empfohlen eingefroren und verwendet. Ich wusste, dass man ihn anwelken lassen sollte, aber das Einfrieren war mir neu. Später las ich in einem Blog, das wohl eine Kombination aus beidem, dem anwelken lassen und anschliessendem frieren, das beste Ergebnis bringt.
Ich hab nun in meinem Sirup sowohl gefrorene, wie aus angewelkte Waldmeisterstängel drin.
Zum Anwelken einfach die Waldmeisterstängel auf einem Kräutertrockner oder Backgitter für einige Stunden oder über nacht anwelken lassen.
Waldmeistersirup nach Oskar Marti
1 kleines Sträusschen Waldmeister, gefroren
1 1/2 L Wasser
1 kg Zucker
30 g Zitronensäure (aus Drogerie oder Apotheke)
1 1/2 Bio-Zitronen
1 Msp. Natriumbenzoat (ebenfalls aus der Drogerie und Apotheke)*
*ich hab es sowohl in Drogerie und Apotheke versucht zu bekommen – war nicht möglich und ich musste es online bestellen. Wenn es jedoch nicht rechtzeitig kommt, lass ich es weg
Natriumbenzoat verhindert, dass eine Gärung entsteht und die Flaschen platzen können. Sirupe werden dadurch 1 Jahr haltbar
Zubereitung:
Wasser und Zucker so lange kochen, bis die Lösung klar ist. Auskühlen lassen, Zitronensäure mit etwas Zuckersirup anrühren und zum restlichen Sirup geben. Die Zitronen in Scheiben schneiden und mit dem Waldmeistersträusschen zusammen in den Sirup geben.
Zugedeckt für 5 Tage kühl stellen. Zischendruch 2-3 mal umrühren und nach 5 Tagen eine Messerspitze Natriumbenzoat mit Sirup angerührt untermischen. Den Sirup abseihen und in Flaschen füllen. Kühl aufbewahren.
TIPP:
Waldmeistersirup kann für das Marinieren von Beeren, Früchten, Melonen und Rhabarber verwendet werden. Es schmeckt ausgezeichnet als erfrischendes Getränk an heissen Sommertagen. Einfach mit Mineralwasser oder Wasser aufgiessen und nach Belieben etwas Zitronen- oder Orangensaft dazugeben. Oder überraschen Sie Ihre Gäste mit einer klassischen Maibowle.
Auch für verschiedene Puddings kann der Sirup verwendet werden oder in kalter Buttermilch schmeckt der Sirup sehr lecker.
Wie feiert ihr Walpurgis dieses Jahr? Hier sollen übrigens regnen, was Glück bringen soll.
«Regen in der Walpurgisnacht hat stets ein gutes Jahr gebracht» alte Bauernregel
Ich glaub, dies kann dieser Planet mit all seinen Bewohnern grade sehr gut brauchen…
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